So wichtig sind Flüchtlinge für deutsche Chefs

Quelle : PwC Studie , Philipp Vetter, Die Welt, N24

 

Im Kampf um Fachkräfte setzen Mittelständler auf Flüchtlinge. Die Integration der Geflohenen halten sie für wichtiger als Vereinbarung von Familie und Beruf. Rezept Nummer eins aber ist ein anderes.

Die deutschen Mittelständler glauben, dass für die Lösung des Fachkräftemangels die Integration von Flüchtlingen eine wichtigere Rolle spielen wird als die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Das ergab eine Befragung von rund 800 mittelständischen Unternehmen im Auftrag des Industrieverbandes BDI und der Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers, deren Ergebnisse der "Welt am Sonntag" vorliegen.

 

53,3 Prozent der befragten Unternehmensvertreter sagten, der verbesserten Integration von Flüchtlingen komme eine sehr hohe Bedeutung zu. Noch wichtiger finden die Mittelständler nur eine Verbesserung der allgemeinen Schulbildung in Deutschland (88,2 Prozent). Erst auf dem dritten Platz folgt die Vereinbarkeit von Familie und Beruf mit 50,6 Prozent.

 

Viele der befragten Mittelständler sprechen sich neben der verbesserten Integration der Flüchtlinge auch dafür aus, dass der Zuzug ausländischer Fachkräfte erleichtert wird (49,7 Prozent), die Anerkennung ausländischer Qualifikationen vereinfacht wird (47,8 Prozent) und gezielt Fachkräfte im Ausland angeworben werden (39,4 Prozent). Ebenfalls große Bedeutung messen die Unternehmensvertreter dem öffentlichen Angebot beruflicher Weiterbildung zu (48,5 Prozent).

 

Pessimistischer Blick in die Zukunft

 

Von den meisten mittelständischen Unternehmen bekommen die Rahmenbedingungen in Deutschland nur die Note "befriedigend" (49,3 Prozent). Immerhin 41,9 Prozent der Befragten gaben an, dass die Rahmenbedingungen "gut" oder "sehr gut" seien, lediglich 8,7 Prozent bezeichneten sie als "schlecht" oder "sehr schlecht". Allerdings sind die Mittelständler pessimistisch, was die künftige Entwicklung angeht. 24 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass die Rahmenbedingungen in einem Jahr "schlecht" sein werden, nur noch 31,2 Prozent glauben, dass sie "gut" oder "sehr gut" bleiben. Auch bei der Lage der eigenen Firma gehen die Unternehmensvertreter eher von einer Verschlechterung aus. Derzeit gibt aber fast die Hälfte (47,5 Prozent) an, die eigene Lage sei "sehr gut" oder "gut", weitere 38,8 Prozent bezeichnen sie als "befriedigend", nur 13,7 Prozent sprechen von einer "schlechten" oder sogar "sehr schlechten" Wirtschaftslage des eigenen Unternehmens.

 

Mindestlohn habe keine Arbeitsplätze gekostet

 

Fragt man nach der Prognose für die eigene Lage in einem Jahr, glauben immerhin 16,3 Prozent, sie werde dann "schlecht" oder "sehr schlecht" sein. Nur noch 40,3 Prozent gehen von einer "guten" oder "sehr guten" Lage in zwölf Monaten aus. Als Hauptrisikofaktoren nennen die Befragten die Schuldenkrise in Europa (61,1 Prozent), knapp die Hälfte (48,9 Prozent) fürchtet eine nachlassende Exportdynamik und 47,6 Prozent nennen den Fachkräftemangel als Problem. Deutlich weniger Sorgen als noch vor einem Jahr bereiten hingegen hohe Energiepreise. Sie werden nur noch von einem knappen Drittel als Risiko angegeben, 2015 war es noch fast die Hälfte der Befragten. Als ebenfalls unbegründet hat sich der Umfrage zufolge die Sorge herausgestellt, die Einführung des Mindestlohns könnte in großem Umfang Arbeitsplätze kosten. 87,9 Prozent der Befragten industriellen Mittelständler gaben an, dass es durch den Mindestlohn keinen Arbeitsplatzverlust gegeben habe, lediglich 12,1 Prozent sagten, es seien Stellen weggefallen. Auch die Bereitschaft, künftig weitere Mitarbeiter einzustellen, hat sich durch den Mindestlohn kaum verändert.